von Jörg Brauns
Allein, 13 Tage, ca. 1000 km, 22 000 hm (wenn man dem
Cateye Altimeter trauen kann, die einzelnen Entfernungen der Tagesetappen
kann ich nicht mehr exakt rekonstruieren, deshalb lasse ich da km-Angaben
weg)
#1. Tag Hanau - Safien Thalkirch; #2.
Tag Safien Thalkirch - Hinterrhein; #3. Tag
Hinterrhein - Roveredo;
#4.Tag Roveredo - Fusio; #5.
Tag Fusio - Cascada tel Toce; #6. Tag
Cascada del Toce - Macugagna;
#7. Tag Macugagna - Brig; #8.
Tag Brig - Hospental; #9. Tag Hospental
- Brunnen - Hospental
#10. Tag Hospental - Compatsch; #11.
Tag Compatsch - Jamtal Hütte; #12. Tag
Jamtal - Hütte - Sesvenna Hütte
#13. Tag Sesvenna Hütte - Martina - Hanau;
#Sonstiges
: Ausrüstung u.a.
#Alpenfahrt 1996 #Alpenfahrt
1997 #Alpenfahrt 1998
Asphalt und gute Schotterstraße, alles leicht fahrbar,
wenig Verkehr.
Start mit dem Auto um 6.00 Uhr
Fahrt über Schaffhausen, Zürich, Chur nach Tamins/Reichenau (600m). Dort frage ich in der Gärtnerei wo man das Auto stehen lassen kann. Ich stelle es mit etwas gemischten Gefühlen auf einem Parkplatz ab, auf dem auch Baumaschinen stehen, direkt daneben liegt ein Landfahrerplatz. Fahrradklamotten überziehen und bei trockenem aber wolkigem Wetter geht es los. Es ist etwa 12 Uhr. Zunächst über einen Schotterweg, später asphaltiert nach Bonaduz, dann auf wenig befahrener Autostraße an der großartigen Rheinschlucht entlang mit herrlichen Ausblicken nach Versam. Am Ortseingang trinke ich erst mal ein Bier auf der Terrasse des Gasthauses direkt am Ortseingang. Es ist warm, die Sonne scheint, und dazu ein herrlicher Ausblick.
Vor dem Gasthaus geht es scharf links herum ins Safiental. Der Zugang wird gerade umgebaut, deshalb sieht es da im nächsten Jahr wieder anders aus. Auf guter Naturstraße stetig steigend (einige Tunnel, Lampe ist ratsam!) aber gut fahrbar geht es nach Safien-Neukirch. Da gibt es eine Geschichte über einen Lawinenabgang Anfang der 50er Jahre, der ein ganzes Bauernhaus in der Nacht wegfegte und alle Bewohner tötete. Nur ein Baby fand man am nächsten Tag halb erfroren fast 100 m vom Standort des Hauses. Es überlebte.
Weiter geht es immer bergan über Safien Platz nach
Safien Thalkirch (1686m). Im Turrahus übernachtete ich. Preiswerter
wäre es in einer Jugendherberge, die es in diesem Ort gibt.
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Sonntag 22.8.1999, Safien-Thalkirch - Tomülpaß - Vals-Platz - Valser Berg - Hinterrhein (1900hm)
Tomülpaß meist geschotterte Fahrstraße, wenig Single Trail, keine Tragepassagen, wenig Schiebestrecken;
Valserberg: alles Single Trail, wenig Tragen sehr viel
Schieben, auch abwärts, total autofrei.
Gleich nach dem Frühstück geht es auf der Schotterstraße direkt vom Turrahus in Richtung Tomülpass. Das Sträßchen ist gut fahrbar, aber für mich doch fast immer zu steil, so dass ich schieben muss. Auf einmal wird der Weg flacher und geht sogar ein wenig bergab. Aus dem Nebel taucht eine Hütte auf, dort kann ich fragen. Leider muss ich wieder ein ganzes Stück zurück, weil der richtige Weg rechts abzweigte und ich das kleine unscheinbare Schild am Weidezaun übersehen habe. Bei wenig Sicht erreiche ich die Passhöhe (2412m).
Da gibt es einen Gedenkstein für internierte polnische Soldaten, die diesen Weg während des 2. Weltkrieges ausgebaut haben. Von der Passhöhe geht es auf einem guten Single Trail hinunter bis zur Alp Tomül, wo ich mir ein frisches Glas Milch besorge (1 sfr).
Foto von Unterhalb der Tomül-Alp ansehen
Nach der Alphütte muss man das Rad über ein Gatter heben, der Weg ist etwas breiter aber immer noch nicht für PKW fahrbar, Da treffe ich eine größere Gruppe Wanderer. Einer von denen begrüßt mich freudig: Hallo Jörg! So heiße ich tatsächlich. Ich kann mich aber überhaupt nicht an den Menschen erinnern. Ist das mangelnder Sauerstoff? Nach einigem Rätseln stellt sich heraus, dass er mich verwechselt hat.
Bald wird der Weg zu einer richtigen Fahrstraße (geschottert). Die Wanderwegbezeichnung zweigt zwar auf Trampelpfade ab, aber die Fahrstraße ist nicht zu verfehlen und gut geschottert, so dass es flott mit bis zu 60 km/h hinab nach Vals-Platz (1252m) geht.
Ich will weiter über den Valser Berg. Da ich schon aus Gewichtsgründen nur die Ferienkarte Graubünden im Maßstab 1:120.000 dabei habe versuche ich mich an Wanderwegschildern zu orientieren. Jedenfalls gehe ich zunächst recht blöde Wege nur um nach einiger Zeit festzustellen, dass es in das Peiltal eine geschotterte Fahrstraße gibt (auch von den Polen erbaut) bis zu einem Campingplatz. An dem Kiosk dort aß ich eine Bündner Gerstensuppe. Es war gerade Mittag.
Von dort wird es schmal und steil. An Fahren ist nicht mehr zu denken. Nach einiger Zeit treffe ich eine einzelne Frau mit Wanderstiefeln. Sie erzählt, sie kommt von Hinterrhein und will Verwandte in Vals besuchen. Vorher müsse Sie aber noch mit den Schuhen in einen Bach, weil Sie bei einer total versch... Alphütte vorbeigekommen sei, wo der einzige Weg mitten durch die Sch... ging. Sie fragte noch wo ich hin will. Ich sagte, dass das ganz davon abhängt, wie lange es über den Valserberg dauert. Sie erklärte mir, dass die einzigen Fremdenbetten in Hinterrhein ihr gehören, so dass wir uns am Abend wieder sehen könnten.
Die Alp war wirklich so wie die Frau sie beschrieben hatte,
dennoch kaufte ich ein Glas Milch bei der Sennerin aus dem Rheinland und
die schmeckte gut. Das Wetter war deutlich besser geworden. Es gab zwar
Wolken, aber hin und wieder schien die Sonne. Gegen 15.30 erreichte ich
die Passhöhe ca. 2300 m. Da oben stehen verlassene Militärbauten.
Dann geht es steil bergab auf schmalem Pfad, für mich leider nicht
fahrbar. Erst einige 100 m tiefer beginnt ein auch für mich fahrbarer
Single Trail, der später in ein Schottersträßchen übergeht.
Vorher gibt es noch ein Schwätzchen mit einem Viehhirten, dessen Hund
laut bellend auf mich zu stürzte um sich dann ganz friedlich kraulen
zu lassen. Gegen 17.30 war ich in Hinterrhein (1620m) und beschloss
dort zu bleiben. Nun musste ich nur noch die Pension finden. Es stellte
sich als sehr empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeit heraus.
Ein altes Haus mitten im Dorf als Ferienhaus ausgebaut. Der Ehemann meiner
Bergbekanntschaft wollte nur 25 sfr von mir, meinte aber es könnte
vielleicht noch jemand dazukommen (in dem Haus gab es einen Schlafraum
mit einem Stockbett, zwei Duschen und Toiletten, einen großen Wohnraum
mit Küche und Balkon über dem Dorfplatz und unter dem Dach ein
Lager mit mehreren Schlafmöglichkeiten. Nach dem Duschen war auch
meine Bergbekanntschaft angekommen und schloss sofort ihren kleinen
Laden auf (Sonntag!), wo ich mir Spaghetti, Tomatensauce, Bier usw. besorgte.
Später kam tatsächlich noch ein Motorradfahrer aus Köln
dazu, mit dem ich dann gemeinsam auf dem Balkon speiste und zusah, wie
die Ziegenherde über den Dorfplatz getrieben wurde.
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Montag, 23.8.1999, Hinterrhein - San Bernardino - Pass di Passit - Calancatal - Roveredo (1500 hm, da 2mal Hinterrhein - San Bernardino-Pass)
San Bernardino-Pass: Gute Autostraße mäßiger
Verkehr; Passo di Passit: Alles Single Trail, fast nichts fahrbar, Viele
Tragestrecken vor allem auf dem Abstieg, da z.Teil an der Grenze des mit
Fahrrad gangbaren.
Gleich nach dem Frühstück fuhr ich los die Passstraße auf den San Bernardino hinauf. Am frühen Morgen gab es kaum Autoverkehr, es ging flott bergan. Trotz einer kurzen Reparaturpause war ich schon nach etwas mehr als einer Stunde auf dem Pass. Beim Bergauffahren merkte ich, dass ich einen Achter im Hinterrad hatte. Den musste ich erst mal mit dem Speichenschlüssel beseitigen. Vor der Passhöhe, es war schon wieder etwas neblig, steht ein riesengroßes Betonbauwerk. Wie ich später hörte, ist das die Entlüftung für den Autotunnel. Im Hospiz (2062m) trank ich einen Kaffe und wollte meine lange Radlerhose überziehen. Ja wo war die denn? Es dämmerte mir: die hing noch hinter der Tür im Schlafraum in Hinterrhein. Also gab ich kurzerhand den Rucksack dem Wirt im Hospiz und sauste den San Bernardino wieder hinunter in kurzen Hosen um die lange Hose zu holen. 1 1/2 Stunden später war ich wieder im Hospiz.
Foto von der San Bernhardino Passhöhe ansehen
Nun mit langer Hose, die Sonne war da, der Nebel hatte sich verflogen, ging es die Passstraße hinunter bis San Bernardino (1608 m). Da überquerte ich kurz nach dem Tunnelausgang die Autostraße und weiter ging es auf einem Schottersträßchen den Wegweisern nach zum Passit. Nach etwa 2 km auf dieser gut fahrbaren Straße zeigte ein Wegweiser nach rechts einen schmalen steilen Pfad hinauf. Ab da war es mit dem Fahren vorbei (in entgegengesetzter Richtung wäre er zum größten Teil fahrbar gewesen. Bald war die Passhöhe erreicht (2036m) Da steht eine kleine verschlossene Hütte an einem kleinen Seel und der Weg wurde abenteuerlich. Vermutlich hatte er auch unter dem Lawinenwinter gelitten. An Fahren war überhaupt nicht zu denken. Weite Strecken musste ich tragen und zwei mal das Fahrrad sogar ein Stück an einer Schnur eine etwa 3m hohe Kante herunterlassen, weil man beide Hände zum herabsteigen brauchte (das kommt davon, wenn man nur nach Karte fährt).
Foto von der wilden Strecke am Passo di Passit ansehen
Am Ende der Schlucht im Calancatal stand ein Schild, dass
es ein Naturschutzgebiet sei und auch das Fahrradfahren verboten sei. Vom
Fahrrad Tragen stand nichts drauf. (Ich konnte von da aus mit Unterbrechungen
etwa 300 m fahren, dann ging es über ein komfortable Brücke über
die Calancasca und weiter steil bergauf hoch über der Calancaschlucht
auf einem alpinen Pfad, erst ab Valbella, wo ein größeres Haus
mit Parkplatz (verschlossene Fensterläden)steht, beginnt eine Schotterstraße,
die dann später in eine Asphaltstraße übergeht. Leider
hatte es zu regnen begonnen, so dass ich von dem tollen Tal nicht
viel sah. An einen imposanten Wasserfall bei einem Hotel kann ich mich
noch erinnern und dass ich bei der weiteren Abfahrt mehrere Autos
überholte. In Roveredo (260m) suchte ich ein Hotel. In der Nähe
des Bahnhofs ging ich in meinem Radleroutfit (mit quatschenden Schuhen)
in ein Hotel. Mehrere asiatische Mädchen lächelten mich an, während
ich mit meinen italienischen Brocken ein Zimmer ordern wollte. Wenigstens
einer von den Herren konnte dann richtig Englisch und empfahl mir ein Hotel
etwas weiter oben im Städtchen. Im Magazin der Neuen Zürcher
Zeitung hatte ich gelesen, dass es nirgendwo in der Schweiz weiter
als 20 km zum Puff sei.
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Dienstag 24.8.1999, Roveredo - Locarno - Fusio (Maggiatal) (1250hm)
Bis Bellinzona: Straße mit mäßigem Verkehr;
Bellinzona -Locarno: Radwege autofrei (asphaltiert); Locarno-Fusio: wenig
Radwege, meist Autostraße mit zunächst regem Autoverkehr, später
wenig Verkehr.
Gleich nach dem kärglichen Frühstück (hier herrschen schon italienische Verhältnisse) ging es zunächst auf der Nebenstraße bis Bellinzona weiter von da an auf Radwegen an den Lago Maggiore. Es nieselte zunächst etwas, hörte dann aber am Lago Maggiore auf. Nach einem erfrischenden Bad im See ging es durch das Zentrum von Locarno (200m). In das Maggiatal radelte ich zunächst auf der viel befahrenen Straße, dann auf ein paar Nebenwegen und dann weiter auf der nun weniger befahrenen Straße nach Fusio (1289m). Dort übernachtet ich in einem alten Hotel. Es gibt aber auch eine kommunale Herberge.
Foto von einer Treppe in Fusio ansehen
Mittwoch, 25.8.1999, Fusio - Passo del Naret - Nufenen-Straße - San Giacomo-Pass - Formazza-Tal - Cascada del Toce (2250hm)
Bis zum Naret-See Asphaltstraße mit wenig Autoverkehr.
Passo del Naret: Schieben und Tragen, auch abwärts. Ab Alp di Cristallina
bis Nufenenstraße geschotterte Fahrstraße autofrei, Ich versuchte
parallel zur Nufenen Straße auf dem alten Säumerweg zu fahren.
Das ist nicht zu empfehlen, da viele hm und nur wenig fahrbar. Die Nufenenstraße
ist mäßig befahren (werktags). San Giacomo-Paß: sehr steil,
daher nur schieben bis zur Kapelle. Dann Single Trail bis zur Grenze fahrbar,
ab italienischer Grenze auf z.Teil sehr grobem Schotter tolle Abfahrt,
nur wenige Autos.
Der Morgennebel hebt sich und die Sonne geht bei wolkenlosem Himmel auf. Auf schmaler asphaltierter Straße zunächst ohne jeden Verkehr geht es am Stausee Lago del Sambuco vorbei hinauf zum Lago del Naret (2310m).
Foto vom Lago del Sambuco ansehen
Foto vom Naret See ansehen
Es wird richtig warm. Erst auf den letzten km vor dem Lago del Naret überholen mich einige PKW. Am See kann man links oder rechts herum gehen ich entscheide mich für links, aber das ist vermutlich egal. Vom See bis auf die Passhöhe muss man weniger als eine halbe Stunde schieben. Von der Passhöhe (2438m) sieht man schon die Cristallina Hütte (CAS) liegen. Beim Abstieg gibt es einige Tragepassagen, einige interessante Single Trails und für mich auch einige vorsichtige Schiebestrecken. Die Cristallina Hütte sah wie eine Baubaracke aus. Später erfuhr ich dass die Hütte im Lawinenwinter total zerstört worden war, und eilig eine Nothütte errichtet worden war. An der Alp di Cristallina (1800m) kaufte ich wieder mal ein Glas frische Milch. Dann geht es auf gut fahrbaren Wegen ein Stück am Hang oberhalb der Nufenenstraße entlang. Auf der gegenüberliegenden Hangseite sieht man die großen Bauwerke des Gotthardpasses. Etwa bei Ronco (1487m) erreichte ich nach toller Abfahrt die Nufenenpassstraße.
Auf dieser Straße fuhr ich etwa 5 km aufwärts bis nach zwei Kehren (1880m) und bog dann nach rechts über eine kleine Brücke über den Bach ab. Es gibt da eine Art Steinbruch (ganz klein) an einer Felsspalte, wo angeblich Bergkristalle geschürft werden. Nun wird es richtig steil (Schiebestrecke) bis fast auf die Passhöhe. Vermutlich wäre der Weg abwärts eine besondere Herausforderung an fahrerisches Können. Bei 2220m Höhe erreicht man eine Hochalm. Nun kann ich wieder fahren bis zu einer Kapelle (San Giacomo, 2254m, offen, Balkeninschrift 1170 ). In der Nähe steht ein großes anscheinend militärisches Gebäude, alles verschlossen. Nun geht es Single Trail mit einer ganz kurzen Schiebepassage auf die Passhöhe (2313m). Auf dem Weg hier herauf sah ich keinen Menschen. Aber Spuren von ganz schmalen Fahrradreifen. Das verwunderte mich.
Ab der Passhöhe (Grenze nach Italien) gibt es eine zum Teil sehr grobe Schotterstraße und eine tolle Abfahrt. Am Stausee Bacino del Toggia oder auch Fischsee traf ich die Leute, die die schmalen Spuren hinterlassen hatten. Es war ein Berliner Pärchen mit Renn-Reiserädern und großen schweren Packtaschen. Die waren völlig fertig und berichteten, sie hätten beim Anstieg wechselweise zu zweit jeweils ein Rad hoch gewuchtet. Irgend jemand hätte ihnen diesen Pass als besonders schön empfohlen . Das ist er ja auch, aber nicht mit so bepackten Rädern mit schmaler Bereifung. Nun quälten sie sich vorsichtig die grobe Schotterstraße hinunter, während ich mit dem leichten Rucksack auf dem Rücken die Abfahrt genoss und mehrere Autos überholte, die bereitwillig Platz machten. Bei der Abfahrt - bis dahin schien den ganzen Tag die Sonne - tauchte ich in ein Wolkenmeer ein.
Foto von der Abfahrt vom San Giacomo-Pass ansehen
Die Hütte am Stausee war leider geschlossen
(Anmerkung 2006: Später haben wir einmal in dieser Hütte übernachtet). Beim
nächsten, sehr vornehm wirkenden, Hotel wurde ich abgewiesen - angeblich
ausgebucht. Am Wasserfall des Toce (1700m) steht ein altes Hotel von 1907,
wo ich dann ein Quartier fand (Anmerkung 2006: Bei einer späteren Tour war
dieses Hotel geschlossen. Es wurde nur noch für besondere Events genutzt.) Der Wasserfall und das Hotel sind allein
eine Reise wert. Das Hotel sieht so aus als habe man seit seinem Bau nichts
verändert. Alles original im Art Deko Stil. Einiges funktionierte
auch nicht mehr richtig. Das Abendessen war hervorragend. Das Berliner
Pärchen hatte es auch bis hierher geschafft und am Nebentisch saßen
drei ältere Damen, die die letzte Nacht in der Cristallina Hütte
verbracht hatten und zu Fuß mit Rucksäcken unterwegs waren.
Wir haben noch lange geredet. Das Hotel ist wirklich ein Geheimtip für
Nostalgiker und nicht teuer: etwa 70 DM für mich im Einzelzimmer einschließlich
dem hervorragenden Abendessen und Getränken.
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Donnerstag, 26.8.1999, Cascade del Toce - Domodossola - Macugagna (1400hm)
Alles asphaltierte Autostraße mit z.Teil lebhaftemAutoverkehr.
Nach dem - für italienische Verhältnisse - guten
Frühstück begann ich mit der wunderschönen Abfahrt bei leider
trübem Wetter mit manchmal leichtem Nieseln. Die Abfahrt durchs Formazzatal
(Valser Siedlungsgebiet, daher können hier viele deutsch) und später
durchs Valle Antigorio auf guter, wenig befahrener Straße führt
auch durch einige Tunnel (Lampen sind wichtig!). Etwa bei Domodossola trifft
man auf die Simplonstraße. Ich hielt mich ab hier auf wenig befahrener
Straße in Fahrtrichtung links von der Bahnstrecke über Villadossola
nach Piedimulera (248m) Hier unten war es schwül. Bei der Fahrt nach
Macugagna durch mehrer Tunnel, mäßiger Verkehr, fing es an zu
regnen. In Macugagna (1307m) suchte ich eine Pension. Dann ging ich neue
Schuhe kaufen, weil sich meine alten Turnschuhe langsam auflösten.
Macugagna ist eine Valsersiedlung. Man spricht also deutsch. Der Ort liegt
direkt am Fuß der berühmten Monte Rosa Ostwand. Auf dem Friedhof
sieht man wie gefährlich Bergsteigen ist. Da gibt es ein großes
Monument für die im Beruf umgekommenen Bergführer. Bei der Bergbahn,
die auf den Monte Moro Paß führt, fragte ich nach, ob man da
auch Fahrräder mitnehmen kann. Angeblich geht das.
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Freitag 27.8.1999, Macugagna - Monte Moro Pass - Saas Almagell - Visp - Brig (1700hm)
Wahnsinn: 1600 hm am Stück ohne fahrbare Passagen
davon etwa 700 hm Tragestrecke. Auch die Abfahrt ist nur stellenweise fahrbar.
Ab Mattmarksee Fahrstraße, ab der Staumauer asphaltiert. Ab Saas
Almagell sehr dichter Autoverkehr.
Nachdem es gestern bis in die Nacht hinein heftig geregnet hatte, schien heute die Sonne. Also beschloss ich nach dem guten Frühstück den alten Valserweg auf den Monte Moro Pass zu Fuß mit dem Fahrrad zu erkunden. Von den etwa 1600 hm war praktisch nichts fahrbar. Etwa 700 hm habe ich das Fahrrad getragen. Getroffen habe ich bis zu zu der Passhöhe zwei Wanderer. Trotzdem war es toll. Allein der Blick auf die Monte Rosa Ostwand bei Sonnenschein mit wenigen Wolken entschädigte für die Plackerei.
Foto von Macugagna mit Monte Rosa Ostwand ansehen
Dann gab es Himbeeren und weiter oben Heidelbeeren und schöne Blumen. Bei der Bergstation der Seilbahn, dort aß ich eine Suppe, wurde gerade groß gebaut und alle Wegmarkierungen waren verschwunden. Ich fragte ein paar Bauarbeiter, wo es weiter geht, aber die hatten keine Ahnung. Zwei Mädchen stiegen ohne Rucksäcke auf den Passsattel, ich mit meinem Rad hinterher. Dann wurde ich etwas unruhig, weil mein Höhenmesser doch fast 50 m zu hoch anzeigte (2900m). Die Mädels setzten sich in die Sonne und ich sah vom Kamm aus, dass ich etwa 1 km zu weit östlich von der goldenen Monte Moro Christus-Statue angekommen war.
Foto vom Monte-Moro-Pass ansehen
Statt nun zu versuchen dorthin zu gelangen schulterte ich das Fahrrad und begann den Abstieg über grobe Felsstufen. Mehrere Male musste ich zurück und neue Durchstiege suchen. Dann sah ich unter mir einen Gletscher und an dessen Ende einen Weg. Ich stieg auf den Tälli-Ferner hinunter. Der Gletscher war sehr flach, hatte keine Spalten und war rauh, so daß man eigentlich hätte fahren können. Angesichts meiner kurzen Hosen und nackten Arme ließ ich das lieber sein und schob die 300 m bis zur Gletscherzunge. Bei einem Sturz hätte ich mir die Haut sicher abgehobelt an der rauhen Eisoberfläche.
Foto auf dem Tälli-Ferner ansehen
Bald erreichte ich den Weg und konnte Single Trail bis zum Mattmarksee(2197m) abfahren. Hier kann man wieder rechts oder links um den See fahren. Links ist die Straße asphaltiert und es gibt einige Tunnel, rechts ist es geschottert und es gibt einige Bachdurchfahrten. Ich fuhr rechts, dann über die Staumauer unterhalb des Abbruchs des Allalingletschers (sehr eindrucksvoll). Während der Bauzeit der Mattmarkstaumauer, Anfang der 50er Jahre waren bei einem Abbruch dieses Gletschers ca. 60 Bauarbeiter ums Leben gekommen.
Vom Mattmarkstausee ging es mit rasanter Abfahrt (maximal
70 km/h) auf hervorragender Straße und wenig Verkehr bis Saas Almagell.
Ab da wurde der Verkehr dichter, die Autofahrer rücksichtsloser und
Tunnel gab es auch bis Visp (640m). An der sehr stark befahrenen Rhonetalstraße
fuhr ich auf einem Radweg entlang nach Brig (684m), wo ich ein Hotel zur
Übernachtung aufsuchte.
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Samstag 29.8.1999, Brig - Furkapaß - Hospental (2000 hm)
Zunächst Nebenstrecke z.Teil autofrei, dann (bei
schlechtem Wetter an einem Samstag) mäßiger Verkehr. Gute Passstraße.
Das Wetter war trüb aber weitgehend trocken. Ich fuhr zunächst auf dem in Fahrtrichtung rechts von der Rhone führenden Radwanderweg. Zwischen Grengiols und Ernen überquert man dabei eine in einer Schlucht liegende Römerbrücke. An einer Stelle stand ein Sperrschild mit der Aufschrift ...Brücke demontiert. So etwas gilt grundsätzlich nicht für Mountainbiker. Etwa 3 km weiter lagen die Reste einer riesigen Lawine in einer zu überquerenden Seitenschlucht. Alles war mit Sperrbändern abgesperrt. Ich kehrte erst mal um. Dann fragte ich den nächsten Menschen wo man auf die andere Rhonetalseite gelangen könne. Er sagte man könne die Lawine durchaus überqueren, da sei ein Fußgängersteig hinein geschlagen, man müsse sich nur rechts unterhalb der Lawine halten. So was blödes, dass ich das nicht gesehen hatte. Es ging wirklich gut.
Foto von den Resten der Lawine ansehen
Ab Münster (1388m) fuhr ich auf der Hauptstraße.
Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Das Wetter war ja nicht besonders. Ab
Gletsch fing es an zu regnen. In Gletsch, am Abzweig zum Grimselpass
steht nur ein großes Hotel. Am alten Bahnhof der Furkabahn (diese
Strecke wurde vor etwa 10 Jahren aufgegeben, die Bahn geht jetzt durch
einen Tunnel von Oberwald bis Realp) gab es einen Kiosk der Dampfbahnfreunde,
die die alte Bahnstrecke mit Dampfloks wieder in Betrieb nehmen wollen.
Beim Hotel Belvedere am Rhonegletscher kann man in den Gletscher in ein
Höhlensystem eintreten. Da ich da schon mal früher drin war ersparte
ich mir das und besichtigte lieber in dem Hotel Belvedere eine Sonderausstellung
der Dampfbahnfreunde. Der letzte Lawinenwinter hatte die auch schwer geschädigt
und u.a. eine Brücke der alten Trasse weggerissen. Auf der Passhöhe
(2431m) trank ich erst mal eine Ovomaltine, zog mich warm an, denn es hatte
etwa 4°C und nieselte. Dann genoss ich die rasante Abfahrt auf
guter Straße mit relativ wenig Verkehr bis Realp und überholte
wieder einige PKW. In Realp (1538m) schien wieder die Sonne. Nun ging es
fast eben nach Hospental (1493m). Dort übernachtet ich schon aus Nostalgie
in der Jugendherberge. Denn vor mehr als 40 Jahren war ich schon mal mit
dem Fahrrad in den Alpen unterwegs (Sportrad, Dreigang-Nabenschaltung,
kurze Hosen, Baumwollanorak). Der Sustenpass war gerade neu eröffnet,
der Gotthard zwischen Hospental und Hospiz nicht asphaltiert, Lukmanier
und Oberalp ebenfalls Naturstraße, Autoverkehr fast nicht vorhanden.
Ich überquerte damals die vorgenannten Pässe und den Klausenpass.
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Sonntag, 30.8.1999, Hospental - Vierwaldstätter See - Weg der Schweiz - Seelisberg - Treib - Brunnen - Axenstraße - Hospental (2000hm)
Die alte Gotthard-Passstraße zwischen Flüelen und Andermatt ist normalerweise nur mäßig befahren. Bei Problemen im Gotthard-Tunnel oder auf der Autobahn wird es zur Hölle. Der Weg der Schweiz sollte nur in der von mir begangenen Richtung mit dem Fahrrad begangen werden, weil man sonst die ganzen Treppen hinunter tragen muss.
Die Axenstraße hat tolle Ausblicke, Meist gibt es
Radwege, die auch teilweise die stinkenden Autotunnel umgehen.
Dieser Ausflug am Sonntag war keine so gute Idee, aber eins nach dem anderen. Bei der Abfahrt von Andermatt durch die Schlucht an der Teufelsbrücke fing es an zu regnen. Noch war wenig Verkehr. Ab Amsteg wo eine Großbaustelle ausgeschildert ist für einen "Zwischenangriff für den Gotthard-Basistunnel der Eisenbahn" kann man die Straße verlassen und auf Nebenstraßen und Radwegen (gut ausgeschildert) zum Vierwaldstätter See (434m) fahren. Die Sonne kam heraus. Ich fuhr dann auf die linke Seite in Fahrtrichtung (westliches Ufer auf einer schmalen wenig befahrenen Straße bis Bauen (einige Tunnel!). Bei Isletten gibt es ein schönes Restaurant und daneben einen schönen Strand, wo ich ein erfrischendes Bad im kühlen See nahm (alles gratis!). Ab Bauen geht der Weg der Schweiz als Treppe bis auf etwa 750 m hoch. Man muss nur stellenweise tragen, da an der Seite der Treppe meist eine schmale Schiebespur bleibt. Am Seeli-See vorbei (738m) beim alten ehemals feudalen Seelisberghotel, das nun von einer merkwürdigen christlichen Erweckungsgemeinschaft besetzt ist, geht es weiter mit tollen Ausblicken auf den fast 400m tiefer liegenden Vierwaldstätter See.
Foto "Blick vom Weg der Schweiz" ansehen
Schließlich geht es in rasanter Abfahrt nach
Treib, von wo eine Fähre nach Brunnen auf die andere Seite des Sees
führt. Auch diese Fähre mit Dreizylinder Dampfmaschine und Schaufelradantrieb
ist hochinteressant. Von Brunnen fahre ich dann wieder nach Süden,
die berühmte Axenstraße entlang. Glücklicherweise gibt
es meist einen Radweg, der auch einige der Tunnel umgeht. Der Blick auf
den See entschädigt für den Verkehr. Ab Amsteg wird es dann heftig
mit dem Verkehr und ab Göschenen ist es die Hölle. Anscheinend
ist der Gotthardtunnel verstopft, so dass sich eine unendliche Kolonne
den Pass hinunterquält. In meiner Richtung aufwärts gibt
es weniger Verkehr, aber der Gestank in den Galerien ist schrecklich. Nur
bei der Teufelsbrücke kann man mal von der Autostraße auf die
alte Straße ausweichen. Aber auch dieser Weg ist nicht beschildert.
In Hospental erreiche ich wieder die Jugendherberge. Von der Jugendherberge gehe ich mit einem anderen jungen Alpenradfahrer
zum Essen. Dem schenke ich auch noch ein Paar Bremsklötze, weil ich
zwei Paar dabei habe.
#Nach oben
Montag 31.8.1999, Hospental - Andermatt - Oberalppaß - Disentis Muster - Ilanz - Versam - Reichenau (1000hm)
Autotransfer von Reichenau über den Flüelapaß ins Inntal nach Martina, dann mit dem Rad Martina - Vinadi - Compatsch (Samnaun) (800hm)
Der Oberalppaß ist gut ausgebaut, an diesem Montag bei Sonnenschein gab es nur mäßigen Autoverkehr. Weiter abwärts gibt es auf der rechten Seite des Tals geschotterte Radwege. Ab Ilanz ist zwar auch diese Seiet eine Autostraße, der Verkehr ist aber gering bis Reichenau (übrigens kann man von Reichenau auf wunderschönen Radwegen am Rhein entlang bis zum Bodensee fahren).
Martina-Vinadi: lebhaft befahrene Autostraße. Vinadi
- Compatsch: asphaltierte Passstraße mit mäßigem
Verkehr (werktags) aber unangenehmen unbeleuchteten einspurigen Tunneln
mit Ecken.
Die Sonne strahlt wieder. Bis zur Passhöhe vom Oberalppass (2044m) ist fast kein Verkehr. Der Pass ist angenehm zu fahren. Bei der Abfahrt durch die Kehren sehe ich trotz des hohen Tempos ein Schild: Ziegenkäse zu verkaufen. Ein Stück weiter steht eine Kühltasche am Straßenrand mit einer Preisliste. Leider habe ich nur große Scheine. Aber auch das ist kein Problem in der Kühltasche befindet sich eine offene Kasse mit etwa 300 sfr Wechselgeld.
Bei Sedrun gibt es wieder Schilder der Baustelle für
den Zwischenangriff für den Gotthardbasistunnel. In Disentis gehe
ich in die Klosterkirche (sehr interessant, Disentis ist das älteste
durchgehend erhaltene Kloster nördlich des Alpenhauptkamms). Leider
ist das Museum montags geschlossen.
Weiter geht es immer abwärts. Der Verkehr nimmt
zu. Ab Tavanasa kann man auf die rechte Seite der Bahn und des Vorderrheins
wechseln und gute Schotterwege bis Ilanz benutzen. In Ilanz beschließe
ich weiter auf der rechten Seite zu bleiben. Ab da sind auf beiden Seiten
des Rheins die Autostraßen, rechts ist aber weniger Verkehr. Nun
gibt es noch einige Höhenmeter bis Versam und dann ist es nicht mehr
weit zu meinem Auto auf dem Parkplatz in Reichenau. Es steht noch unversehrt
da, der Landfahrerplatz hat sich gefüllt.
Ich packe das Fahrrad ins Auto. Es ist etwa 15 Uhr und
fahre über Thusis .- Tiefenkastel - Davos - Flüelapass nach
Martina. Da stelle ich das Auto wieder ab in Sichtweite vom Grenzzollamt,
schwinge mich auf mein Fahrrad und fahre über Vinadi (ca. 1000m) auf
der wilden alten Schweizer Straße rauf nach Samnaun-Compatsch. Gleich
am Anfang ist ein langer Tunnel (beleuchtet) mit einer Spur auf der man
mit dem Rad fahren kann. Die folgenden wilden Galerien und Tunnel sind
unbeleuchtet, eng und haben scharfe Ecken. Da braucht man eine Lampe und
am Besten man Fährt hinter einem Auto. In Compatsch (1715m)
finde ich eine schöne preiswerte Pension (35 sfr/Nacht). Compatsch
ist ein schönes altes Engadiner Dorf ganz im Gegensatz zu der Zollausschluß-Goldgräberarchitektur
von Samnaun-Dorf. Es gibt es auch ein schönes Hallenbad.
#Nach oben
Dienstag, 1.9.1999, Compatsch - Alp Trida - Vider Joch - Idalpe - Ischgl - Galtür - Jamtal-Hütte (2000hm)
Compatsch Idalpe: autofreie geschotterte Fahrstraßen, wenig Schiebestrecken (steil), Abfahrten voll fahrbar.
Idalpe - Ischgl: Asphalt, sehr wenig Verkehr. Ischgl -
Galtür: autofreie Radstrecken. Galtür - Jamtal Hütte: schmale
praktisch autofreie Fahrstraße voll fahrbar, zunächst Asphalt,
dann Schotter.
Das gute Wetter hält durch. Die Sonne scheint. Auf dem schönen Schotterfahrweg zunächst durch Lärchenwald dann über weite Almen steigt der Weg zum Skihaus Alp Trida (2263m), gut fahrbar. Kurz vor der Alp Trida pfiffen die Murmeltiere wie verrückt. Nicht ich einsamer Radler, sondern ein Fuchs hatte sie aufgeschreckt. Ab der Alp Trida wird der Weg steiler und führt zum Teil unter Schleppliften hinauf zum Äußeren Viderjoch (2734m). Dieses Skigebiet sollte man sich ruhig mal im Sommer ansehen. Es sieht nicht gut aus. Während man in manchen anderen Skigebieten im Sommer kaum Spuren vom Wintersport außer den Liftanlagen sieht, sieht es hier ziemlich verwüstet aus. Zusätzlich transportieren die Lifte im Sommer auch Mountainbiker zum Downhillfahren. Einheimische behaupten der Rettungshubschrauber sei im Sommer häufiger im Einsatz als im Winter. Trotzdem ist die Mountainbike Arena Spitze. In früheren Jahren bin ich noch weitere Strecken gefahren.
Die Abfahrt über die Idalpe (2311m) und weiter (asphaltiert) hinunter nach Ischgl (1376m) genieße ich.
Von Ischgl nach Galtür gibt es mehrere verschiedene Moutainbikewege. Ich fahre zunächst rechts der Trisanna quere dann nach links, verfahre mich ein wenig, passiere eine Kapelle im Wald und erreiche Galtür (1584m). Die Bauarbeiten vom letzten Lawinenwinter sind noch voll im Gang. Das Sträßchen zur Jamtalhütte ist bis zu einem Parkplatz asphaltiert, dann ist es ein guter Schotterfahrweg.
Bei der Jamtalhütte (2165m) sind große Umbauarbeiten im Gang. Im Lawinenwinter hatte einige Tage vor dem großen Unglück in Galtür eine Lawine die Hütte schwer beschädigt. Der Hüttenwirt war dabei in der Hütte. Bei dem Lawinenunglück in Galtür verlor er seine Frau und seine Mutter. In diesem Winter gab es bei der Hütte wieder ein Lawinenunglück mit neun tödlich verschütteten Skifahrern.
Foto von der Jamtalhütte mit Zollwachthütten und Gletschern ansehen
Foto von der Jamtalhütte, Neu und Umbau nach Lawinenschaden, ansehen
Es war noch relativ früh so ging ich zu Fuß
auf einen Berg bei der Hütte und erkundete den Weg, den ich am nächsten
Tag über den Futschölpaß nehmen wollte.
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Mittwoch, 2.9.1999, Jamtal-Hütte - Futschölpaß - Ftan - Scuol - Sur En - Uina-Schlucht - Sesvenna-Hütte (2000 hm)
Bis auf die Straße Ftan-Scuol ganz autofrei. Futschölpass: fast nichts fahrbar, auch einige kürzere Tragestrecken, ab der Alp Margun d.Urschai geschotterte Fahrstraße. Von Scuol bis Sur En autofreier Radweg geschottert,
Sur En - Sesvenna Hütte: Bis auf die in den Felsen
gehauene Schluchtstrecke voll fahrbar, teilweise sehr steil.
Der Futschölpass hatte mich hierher gelockt. Ich habe gelesen, dass Galtür vor einigen hundert Jahren keine eigene Pfarrei und keinen Friedhof besaß. Die Gemeinde gehörte zu Pfarrei von Ramosch im Unterengadin. Starb jemand in Galtür, musste er über den Futschölpass nach Ramosch getragen werden. Im Winter wurden solche Transporte nicht durchgeführt. Da mussten die Leichen eben warten. Schon im letzten Jahr wollte ich diesen Paß am Ende meiner Alpentour 1998 in umgekehrter Richtung mit dem Mountainbike bezwingen, musste das Unternehmen wegen starker Schneefälle aber aufgeben.
Von der Jamtalhütte hält man sich zunächst links vom Bach, den man später überschreiten muss. Der Bach führte sehr viel Wasser, so dass die Überquerung schon etwas schwierig war. Zwei Wandergruppen waren mit mir aufgebrochen. Die eine war auf der rechten Seite des Bachs gestartet und musste dann 2 mal queren. Alle hatten nasse Füße einer war sogar in den Bach gefallen. Am Finanzerstein (ein großer Felsbrocken) zweigt ein Weg links zum Zahnjoch (alter Weg zur Heidelberger Hütte) und ein wenig weiter ebenfalls links zum Kronenjoch (neuer Weg zur Heidelberger Hütte) ab. Ich halte mich rechts. Bald ist der Futschölpass (2788m) erreicht. Man muss praktisch alles schieben, Tragen muss man nur an wenigen Stellen. In umgekehrter Richtung könnte man einiges fahren. An dem Pass gibt es zwei Durchstiege. Der niedrigere war nicht gangbar weil er auf ein sehr stark abfallendes Schneefeld führte. Dann musste ich abwärts einiges tragen, zum Teil sogar etwas schwierig. Bis hinunter zur Alp Marngun d'Urschai (2270m) konnte ich nicht fahren. Experten können das vielleicht zum Teil, es dürfte aber recht gefährlich sein. Von der Alp aus ging es zunächst im Single Trail, kurz darauf als geschotterte Fahrstraße rasch abwärts ins Tal. Bei einer Alp stand angeschlagen: Frische Ziegenmilch und Ziegenkäse. Die hübsche Sennerin war von Beruf Architektin und stammte aus Deutschland. Ziegenmilch war aus, aber der Ziegenkäse sehr gut (der vom Oberalppass war eingeschweißt und lag im Auto).
Ich erreiche die Autostraße Ardez-Ftan, halte mich rechts und fahre eben bis Ftan (1633m) weiter geht es auf Asphalt hinunter nach Scuol (1243m). In Scuol gibt es eine gute Fahrradwerkstatt (Aktualisiert 2006: Die Fahrradwerkstatt existiert nicht mehr!) und ein tolles aber auch teures Schwimmbad. Beides suchte ich diesmal nicht auf sondern radelte hinunter an den Inn und dann weiter auf dem geschotterten Radwanderweg nach Sur En (1133m)
In Sur En beginnt der viel gerühmte und auch von vielen Mountainbikern begangene Weg durch die Uinaschlucht. Obwohl die oft genug beschrieben worden ist zeige ich hier ein paar Bilder und beschreibe sie kurz. Ich hatte sie im letzten Jahr bei Sauwetter (Schnee und Regen) in umgekehrter Richtung befahren und wollte sie einfach mal bei schönem Wetter sehen. Ich traf auf dem Weg zur Sesvenna-Hütte keinen anderen Biker und nur wenige Wanderer. Im gesprengten Schluchtweg traf ich niemanden. Selbst die Sesvenna-Hütte (ca. 2200 m) war fast leer. Im letzten Jahr übernachtete ich da nicht, da waren mindestens 40 Mountainbiker dort.
Zunächst führt eine geschotterte Fahrstraße
am Gehöft Uina Dadoura vorbei, am Weg liegt noch ein Mühlstein. Die
Fahrstraße führt
bis zur Sommeralp Uina Dadaint.
Hier gibt es Getränke und Vesper. Der Senner stammte
aus dem Rheinland. Früher wohnten hier bis zu 15 Familien, es wurde
als Selbstversorger Getreide angebaut (daher die Mühle). Der Weg ins
Tal war so schwierig, dass die Leute praktisch nie raus kamen. Weil
die neue Fahrstraße im Winter wegen Lawinen nicht passierbar ist,
sind die Häuser jetzt nur noch im Sommer bewohnt.
Bald nach Uina Dadaint beginnt ein Single Trail und dann der berühmte in den Fels gesprengte Schluchtweg. Dieser Weg wurde Ende des letzten Jahrhunderts als Zugang zur Heilbronner Hütte gesprengt. Die folgenden Bilder zeigen etwas von diesem leicht gangbaren (nicht fahrbaren) Weg:
Foto Uina Tal mit Uina Dadeint ansehen
Foto Uina Schlucht, Felsenweg, ansehen
Foto Uina Schlucht ansehen
Noch ein Foto der Uina Schlucht
Donnerstag 3.9.1999, Sesvenna-Hütte - Burgeis - Reschensee - Reschenpaß - Nauders - Norberthöhe - Martina (1000hm)
Autofahrt von Martina über den Fernpaß nach Hanau
Sesvenna Hütte - Schlingis: autofrei, zuerst grober Schotter, dann Asphalt. Bis auf ganz kurze extrem steile Stücke voll fahrbar. Schlingis _ Burgeis: Autostraße, wenig Verkehr. Burgeis - Reschensee landwirtschaftliche Wege, bzw. Nebenstraßen, Asphalt, praktisch kein Verkehr, Reschensee - Nauders - Martina: Teils auf der viel befahrenen Reschenpaßstraße, meist jedoch wenig Verkehr auf Nebenstraßen.
Foto von der Heilbronner Hütte (Ruine) ansehen
Foto vom Talabschluß des Schlinigtals unterhalb der Sesvenna Hütte ansehen
Foto vom Schlinigtal
ansehen
Die Abfahrt von der Sesvenna-Hütte war dieses Jahr in sehr schlechtem Zustand. Ich habe zwei besonders Steile Stückchen geschoben. Der Tag war bilderbuchmäßig. Sonne, kalt, gute Fernsicht. Vor Burgeis kommt man an dem Kloster Marienberg vorbei mit sehenswerter Klosterkirche, die man ohne Eintritt besichtigen kann. Leider gibt es Führungen ins Kloster nur um 11.00 Uhr und um 15.00 Uhr. Nun war ich schon zum 2. Mal hier, wollte aber nicht bis zur Führung warten.
Foto vom Kloster Marienberg ansehen
Von Burgeis (1269m) folgte ich dem beschilderten Radwanderweg östlich von der Reschenpaßstraße bis St.Valentin. Der brachte zwar ein paar Höhenmeter mehr, dafür gab es keinen Verkehr und gut asphaltiert war er auch. In St.Valentin wechselte ich auf die westliche Talseite auf eine wenig befahrene Straße die z.Teil hoch über dem Reschensee mit tollen Ausblicken entlangführt. Am Ende des Reschensees muss man auf der Hauptstraße bis nach der Paßhöhe (1513m) und dem Grenzzollamt fahren. Dann gibt es bis Nauders wieder einen Nebenweg (Aktualisiert2006: Jetzt gibt es da einen gut ausgebauten Radweg bis Nauders). Über die Norbertshöhe ist es nur noch ein kurzes Stück bis nach Martina zu meinem Auto.
Das Fahrrad wird eingeladen, die Klamotten werden gewechselt
und in Vinadi esse ich zu Mittag. Dann geht es rasch nach Hause.
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Der Cateye Altimeter funktioniert als Höhenmesser erstaunlich genau. Der Höhenmeterangabe traue ich nicht ganz. Bei langen Strecken in der Ebene kommen ordentlich Höhenmeter zusammen., die so nicht stimmen können. Bei steilen Anstiegen stimmen die Angaben wieder gut. Manchmal sind es sogar zu wenig hm, die der Cateye anzeigt. Das liegt dann an Tragestrecken, denn er zählt nur, wenn sich das Rad dreht.
Mein Fahrrad ist ein Trekkingbike mit 28"Rädern (Centurion Accordo). Bereifung Michelin Dynamis 700 40C. Davor hatte ich ein Dawes Synthesis, das erst einen Gabelbruch und dann später Risse im Rahmen erlitt. Da hatte ich Spezialized Reifen (700 44) mit denen ich vier Alpenfahrten, den Schwarzwald und viele andere Fahrten machte und die jetzt auf meinem Winterfahrrad immer noch leben. Die machten zwar mehr Lärm als die Michelin, liefen aber noch besser. Ein leichter, aber stabiler Gepäckträger nimmt den 35 l Traggestellrucksack auf guten Straßen auf. Auf Abfahrten ist der Rucksack immer auf dem Rücken. Ich gehe mit Turnschuhen, seit Macugagna Trekkinghalbschuhe und fahre auf Bärentatzenpedalen, die mir meine Waden beim Tragen und Schieben schrecklich verschrammen.
Ich fuhr bisher grundsätzlich ohne Beschreibungen, nur nach Wanderkarten. Auf die Fahrt selbst nahm ich dann nicht alle Wanderkarten mit, sondern benutzte die Kantonskarten Graubünden, Tessin, Wallis, Uri. Deshalb verlief ich mich auch manchmal. Ein Handy habe ich nicht dabei. Außer bei meiner allerersten Alpenfahrt 1958 (Sturz am Klausenpaß) hatte ich bei den Alpenfahrten nie einen Sturz oder eine sonstige Verletzung. Lediglich mal einen Sonnenbrand.
Bei dieser Fahrt hatte ich außer dem Achter, den
ich selbst mit dem Speichenschlüssel behob, keinerlei Panne. Selbst
die Bremsklötze hielten durch. Bei nassem Wetter reicht oft schon
eine einzige Paßabfahrt auf Schotter aus um einen Satz Bremsklötze
zu verschleißen (und die Felgen zu ruinieren).
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Bei kleineren Ausflügen habe ich noch folgende Pässe mit dem Bike begangen:
Scaletta Paß, Chachauna Paß, Alpisella Paß, Lunghin Paß
Copyright: J. Brauns, alle Bilder vom Verfasser 1999
Mailadresse: joerg (at) alles-fahrbar.de
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